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UNIKATE

BITTE TRUHE BEWAHREN

Natürlich läuft es eigentlich andersherum: Die Truhe bewahrt – und zwar alles, was wir ihr anvertrauen. Da sie nicht nur vorbildlich verschwiegen, sondern zuweilen auch auffallend ansehnlich ist, gebührt ihr zweifelsohne ein Ehrenplatz

Truhen haben eine lange Tradition. Bei den Syrern bargen sie sensible Schriftrollen, im Alten Ägypten kostbare Grabbeigaben und im Römischen Reich edle Tuniken. Im Mittelalter machten sie sich als sogenannte Aussteuer- oder Hochzeitstruhen unentbehrlich, zunächst als althochdeutsche truche, später dann als mittelhochdeutsche trucha. In einigen recht südlichen Regionen Deutschlands besteht dieser Brauch übrigens noch heute. Andernorts gelangten sie als Geldtruhen zu Ruhm und Ansehen oder wurden als Schatztruhen versteckt, geraubt, vergraben und manchmal vergessen. Sie bewährten sich als Werkzeugtruhen oder – mit Leder überspannt, Beschlägen versehen und für Überseefahrten mit Blech ausgekleidet – als praktische Reisetruhen.

Ganz schön ausgeschlafen – eine Truhe als Aufbewahrung für Kissen und Bettzeug

Neben den reinen Nutztruhen, die als Koffer, Schrank oder Aufbewahrungsmöbel treu ihren Dienst taten, gab es immer auch sehr fein gearbeitete und kostbare Modelle. Besonders im 16. Jahrhundert legten Edelmann und Edelfrau Wert auf eine repräsentative Truhe – vermutlich gab es nie wieder so viele handgearbeitete und reich verzierte Pracht- und Prunktruhen wie zu Zeiten der Reformation.


Nur mit der Truhe: als Nachttisch, Sideboard oder Sitzbank

 


Erfreulicherweise bestand aber auch in den darauffolgenden Jahrhunderten noch reichlich Bedarf an soliden und zugleich schönen Truhen. Und zum Glück sind einige davon noch erhalten und in hervorragender Verfassung. Immer wieder stoßen wir bei unserer Suche nach historischen Möbeln und besonderen Einzelstücken auf die eine oder andere Truhe, die uns sofort in ihren Bann zieht. Rustikale Eichentruhen mit Eisenbeschlägen und antiken Vorhängeschlössern, fein ziselierte Truhen mit getriebenen Messing- und Kupferplatten, Truhen mit raffiniert versteckten Geheimfächern oder verborgenen Schließmechanismen, uralte, handgeschnitzte Truhen aus Indien und wuchtige Truhen mit integrierten Laden und Fächern, teilweise sogar mit Rädern versehen. Manche sind in einem so guten Zustand, dass sie nur vorsichtig gesäubert und poliert werden müssen, andere durchlaufen zunächst eine schonende „Frischzellenkur“, bevor wir sie in unsere Ausstellung integrieren. Und jedes Mal, wenn wieder eine Truhe ihren Platz einnimmt, sind wir begeistert von ihrer Wirkung. Bei Lichte betrachtet ist wirklich jede einzelne eine wahre Schatztruhe …

Ab in die Kiste und schon herrscht Ordnung. Das gilt für Kaminholz ebenso wie für Kinderspielzeug

GUT ZU WISSEN

Die sieht ja ganz schön alt aus. Tja, aber ist sie’s auch? Da historische Möbel oftmals mehr wert sind als moderne, werden auch Truhen künstlich gealtert beziehungsweise alte Truhen nachgebaut. Manche Repliken lassen sich recht gut erkennen, zum Beispiel an einer sehr geringen Tiefe der Ornamente bei Blechverkleidungen und Schnitzereien. Auch Details wie die Stärke von Kettengliedern oder die Art der verwendeten Schrauben geben zuweilen Hinweise auf das Alter sowie die Originalität der Truhen.